Über viele Jahrzehnte waren Frankreich und Deutschland in feindselige Auseinandersetzungen verwickelt und führten zahlreiche Kriege gegeneinander. Trotz ihrer geografischen Nähe konnte zwischen den beiden Ländern keine dauerhafte Friedensreglung gefunden werden. Nach den verheerenden Ereignissen des Zweiten Weltkriegs strebten die damaligen Regierungschefs der Bundesrepublik Deutschland und Frankreichs, Konrad Adenauer und Charles de Gaulle, eine nachhaltige Versöhnung der beiden Nationen an. Am 22. Januar 1963 unterzeichneten sie den Élysée-Vertrag in Paris, der unter anderem die Absicht beinhaltet, in Frieden miteinander zu leben, sich regelmäßig zu treffen und gemeinsam Geschäfte zu tätigen.
Aber es waren nicht nur wirtschaftliche und politische Aspekte von Interesse: Beide Regierungschefs, die eine tiefe Sympathie füreinander empfanden, hatten auch die Vision, die Jugend beider Länder miteinander zu verbinden. Die Idee war, dass Freundschaften zwischen den Jugendlichen den Weg zu einem dauerhaften Frieden ebnen würden. Daher enthält der Vertrag auch Punkte, die die deutsch-französische Jugendarbeit fördern. Die Freundschaft zwischen den beiden Ländern wurde durch nachfolgende politische Paare („Couples franco-allemands“) wie Helmut Kohl und François Mitterrand sowie Angela Merkel und Nicolas Sarkozy weiter gestärkt. Im Vertrag von Aachen (Traité d’Aix-la-Chapelle) wurde der ursprüngliche Vertrag von Angela Merkel und Emmanuel Macron erneuert und erweitert.
Viele Schulen gedenken jährlich am 22. Januar diesem historischen Ereignis im Französisch- oder Deutschunterricht. An der DSKL fanden in diesem Jahr zwei Projekte statt, um die Bedeutung des Tages zu verdeutlichen. Für uns als deutsche Schule im Ausland ist dieser Tag von besonderer Relevanz, da wir ab dem kommenden Sommer die Gedanken des Freundschaftsvertrages auf dem deutsch-französischen Campus leben werden. Ziel beider Aktionen war es, dass die Schüler die Bedeutung der französischen Beziehungen verstehen, den Élysée-Vertrag kennenlernen und die historische Dimension dieser Vereinbarungen schätzen.
Unter der Leitung von Frau Zander und Frau Caspary setzten sich die Klassen 8 und 9 gemeinsam mit den großen historischen Etappen der deutsch-französischen Geschichte sowie der wichtigsten Aspekte des Élysée-Vertrages auseinander. Im Anschluss stärkten sie sich in einem deutsch-französischen Frühstück mit Brezeln, Croissants und selbstgebackenen Macarons. Abschließend entwickelten beide Klassen Ideen, wie die Gedanken des Freundschaftsvertrages in den Schulalltag ab dem kommenden Schuljahr umgesetzt werden können.
Die Französischlernenden der Klasse 12 und sieben Oberstufenschüler der LFKL nahmen an einem vierstündigen Workshop unter der Leitung von Frau Sauret (LFKL) und Frau Caspary (DSKL) teil. Zum Einstieg schauten sie die Rede an die deutsche Jugend, die Charles de Gaulle am 9. September 1962 in Ludwigsburg auf Deutsch hielt. Anschließend erarbeiteten die Schüler in Gruppen eine Broschüre, die einen kurzen Überblick über die deutsch-französische Geschichte gibt. Auch hier durfte eine kleine Stärkung nicht fehlen, und es Brezeln, Croissants und Pain au chocolat genossen. In einer abschließenden Runde notierten die Schüler ihre Wünsche und Hoffnungen für den gemeinsamen Campus.
Die Arbeitsergebnisse zum Élysée-Vertrag der Schüler finden Sie hier: Broschüre_Elysée-Vertrag
Text: Silke Caspary